David Bowie
stilvoll, genial, solitär –
Eine amüsante Vorstellung: Mr. Bowie sitzt im Salon und sagt „Bitte nur die Spitzen, vor allem praktisch und alltagstauglich sollte der Haarschnitt sein, danke!“.
Keine Ahnung, ob solche Worte überhaupt in seinem Sprachgebrauch vorkamen. Praktisch war allerdings eines: sein persönliches Hair- & Make up-Team um die unzähligen Transmutationen umzusetzen. Kreativkopf Pierre La Roche (verantwortlich u.a. für das dritte Auge, dem „lightning bolt“, während der Aladdin Sane-Jahre) verriet in einem Interview, dass jeden Abend allein für das Make up zwei Stunden eingerechnet wurden.
Der Hairstylist war für David Bowie mit der größte Verbündete, denn für ihn waren die Haare definitiv ein gleichzusetzendes Ausdrucksmittel wie die Mode. Ständig blätterte er in Lifestylemagazinen aus der ganzen Welt und kreierte so aus einer Vielzahl von Inspirationen den orangeflammenden Haarschnitt von Ziggy Stardust. Zu dieser Zeit lebte er in dem Londoner Vorort Beckenham, wo sich im Friseursalon der High Street Suzi Fussey um den markanten Look kümmerte. Bowie gab immer offen zu, dass er ein „Sammler“ war. Er beobachte alles und jeden, konsumierte Unmengen an Film, Kunst, Bücher, Gesellschaft … es gab wahrscheinlich nichts, was ihn nicht inspirierte.
Von Mick Jagger war der dringende Ratschlag zu vernehmen, lieber nicht die neuen Schuhe in Bowies Gegenwart zu tragen. Wenn sie ihm gefallen, holt er sie sich einfach und jede Wette – sie sehen an ihm verdammt viel besser aus! Für ihn gab es keine Grenzen, er hatte keine Angst davor, noch nie gesehene Frisuren oder Modestile zu präsentieren. In einer italienischen Vogue sah er ein Shooting von Kansai Yamamoto – dieser wurde einige Zeit später kurzerhand sein Mitarbeiter und steckte ihn in die wunderbarsten Designunikate.
Danach, während der Thin White Duke-Zeiten, erkor Bowie konträr den Minimalismus für sich. Wieder blitzte unter jedem Hut den er trug, perfekt gestyltes Haar im weichen Blond oder leuchtendem Rot, über dass er fast schüchtern mit seinen Händen strich. Den Zeitgeist des „Transgender“ verkörperte er bereits in den frühen 70iger Jahren, denn er wollte zeigen – und es als Star leben – dass verschiedenste Seiten in jedem von uns stecken. Frau / Mann – für ihn ein Ausdruck, keine Abgrenzung.
David Bowie war ein Reflektierender des Augenblicks. Er war extravagant, aber er blieb dabei immer erreichbar! Egal welche Persönlichkeit er gerade nach außen trug, es schien immer formvollendet. Der einzigartige Bowie-Spirit beeinflusst bis heute unzählige Modedesigner und Friseure – und wir können freudig davon ausgehen, dass er auch über die nächsten Jahrzehnte als Inspirationsquelle weiterlebt.
Danke David Bowie, für die vielen, vielen berührenden Jahre voller Staunen, Vielfalt, Entwicklung, Liebe, Musik und Genius!